Um die Zeit des Wartens zu verschönern und das Wunder von Weihnachten auch am Bahnhof erlebbar zu machen, steht inmitten der Bahnhofshalle eine Krippe aus lebensgroßen Holzfiguren.

Zu jedem Advent lassen Mitarbeiter*innen der Bahnhofsmission sich von den Figuren inspirieren. In dieser Woche gilt unsere Aufmerksamkeit Josef, der stets mit dabei ist, aber oft kaum bemerkt wird.

Josef, ein Alltagsheld

Josef leuchtet mit seiner Laterne in den Stall hinein. So wird er in vielen Weihnachtskrippen dargestellt. Er ist der Hausherr und heißt mit seiner Geste alle willkommen, die den Weg zu seinem neugeborenen Kind gefunden haben.

Wenig später wird er mit seiner Familie nach Ägypten fliehen, um sein Kind vor dem sicheren Tod zu bewahren. Die Bilder sind vertraut. Sie zeigen Maria und den Säugling auf einem Esel, den Josef führt.

Josef sorgt sich um die Menschen um ihn herum und er sorgt für sie. Aber irgendwie bleibt er selbst dabei immer im Hintergrund.

Wie anders die beiden Menschen aus unserer Zeit, die in die Krippe „hineingeschmuggelt“ wurden: Albert Schweitzer und Mutter Theresa. Beide haben den Friedensnobelpreis erhalten, beide sind weltbekannt für ihr Engagement für kranke und sterbende Menschen im Kongo und in Indien. Aber ehrlich, was wäre Mutter Theresa ohne die vielen Frauen, die ihrem Beispiel gefolgt sind? Was Albert Schweitzer ohne die Unterstützung aus der ganzen Welt, ohne die Menschen in Lambarene, die ihm assistiert, Kranke gepflegt und ihm den Haushalt gemacht haben?

Die allermeisten Menschen, die sehen was nottut, die sich für andere engagieren, bleiben im Hintergrund. Aber dort, wo sie sind und waren, leuchtet ein Licht; manchmal nur für kurze Zeit, manchmal für immer. Und Gott sei Dank gibt es sehr viele davon – von diesen Alltagsheldinnen und -helden. Nur selten stehen sie selbst im Licht. Denn sie tragen das Licht dorthin, wo es dunkel ist. In aller Selbstverständlichkeit. So wie Josef es damals getan hat.

Gerhild Widdess, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bahnhofsmission

Wir wünschen allen Alltagsheld*innen einen erholsamen & gesegneten 4. Advent!

 

Die ausgestellte Krippe wurde von Schülern der Abschlussklasse eines Kunstgymnasiums in Zakopane in Polen geschnitzt. Seit Jahren gibt es eine Partnerschaft dieser polnischen Schule mit Bahnhofsmissionen in verschiedenen Städten in Deutschland. Jedes Jahr kann im Freiburger Bahnhof so eine andere Krippe mit je eigener Akzentsetzung ausgestellt werden. 2020 heißt der Titel der Krippe in Freiburg: „Bethlehem und Armen“. Unter den Figuren finden sich auch Mutter Theresa und Albert Schweitzer.